Ulrike Bahr (MdB), Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag

Für starke Familien braucht es gute Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch, dass Eltern sich die Sorgearbeit partnerschaftlich aufteilen können. Das ist leider immer noch nicht überall der Fall.

Mit der Familienstartzeit wollen wir Vätern – bzw. dem zweiten Elternteil – ermöglichen, sich direkt nach der Geburt bis zu 10 Tage bei vollem Lohnausgleich von der Arbeit freistellen zu lassen. So soll zum einen die Bindung von Neugeborenen an ihre Eltern gestärkt werden.

Zum anderen wollen wir einen Anreiz für Väter setzen, langfristig mehr Sorgearbeit in der Familie zu übernehmen. Denn Studien zeigen, dass Väter sich auch später mehr an Erziehung und Sorge um die Kinder beteiligen, wenn sie sich von Geburt an ums Windeln wechseln, Waschen und Kochen kümmern.

Zwar gibt es einzelne große Unternehmen, die eine solche Freistellung heute schon freiwillig anbieten, aber es fehlt ein allgemeiner Rechtsanspruch. Das entsprechende Gesetz steht noch aus. Zurzeit werden noch Fragen bezüglich der Finanzierung diskutiert.

Persönlich plädiere ich für ein Umlageprinzip, durch das Arbeitgeber für die Kosten aufkommen sollen – analog zur Mutterschaftsleistung, der sogenannten U2-Umlage. Die Belastungen für Unternehmen wären dabei gering: Das Fraunhofer-Institut schätzt, dass bei einem Betrieb mit 100 Beschäftigten und einem Durchschnittslohn von 3.700 Euro brutto zusätzliche Ausgaben von 208 Euro anfallen würden – für den gesamten Betrieb wohlgemerkt.

Die Familienstartzeit muss möglichst schnell kommen. Denn für mich steht fest: Jede Familie sollte die Möglichkeit haben, diese wichtige Zeit gemeinsam zu verbringen – unabhängig vom Arbeitgeber.

Ulrike Bahr ist Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages. Die SPD-Politikerin aus Augsburg gehört dem Bundestag seit 2013 an.

Copyright Foto: Angelika Lonnemann

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