vlnr: Sebastian Heimann (Bundesgeschäftsführer Deutscher Familienverband), Martin Lorenz (Stadtgemeindepfarrer), Nancy Mews (Leiterin Ev. Kita Eberswalde). Foto: Ulf Worlitzer

Kitas in Brandenburg schlagen Alarm. Es fehlt an Fach- und Verwaltungskräften. Kindergruppen müssen immer öfters zusammengelegt werden. Inzwischen ist es nicht unüblich geworden, dass eine Erzieherin teilweise 20 Kinder betreuen muss, weil Personal fehlt. Auch Schließzeiten sind für berufstätige Eltern ein wiederkehrendes Ärgernis. Investitionsmittel für einen Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur und für notwendige Sanierungen sind zu einer Mangelware geworden. Von einer unterstützenden Kita-Schulsozialarbeit oder zusätzlichen Verwaltungskräften ist kaum die Rede. Zu eng ist das finanzpolitische Korsett geschnürt.

Als ein landesweiter Protesttag von knapp 400 Einrichtungen auf einen bevorstehenden „Kita-Kollaps“ aufmerksam machte, reagierte das Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) mit einer mehrseitigen Presseerklärung. Das Land unterstütze die jeweils Zuständigen nach Kräften, war seitens der politisch Verantwortlichen zu lesen.

Doch die Realität für die Kitas vor Ort ist eine gänzlich andere. Sebastian Heimann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Familienverbandes (DFV), sprach darüber mit dem Leitungspersonal des Evangelischen Kindergartens in Eberswalde, Stadtgemeindepfarrer Martin Lorenz und Nancy Mews.

„Den Großteil der Zeit müssen Fachkräfte für ihre pädagogische Arbeit aufbringen können. Doch eine überbordende Bürokratie mit unflexiblen Stichtagsregelungen und etlichen Dokumentationspflichten lässt immer weniger Zeit für eine individuelle Betreuung und Förderung der Kinder vor Ort“, so Pfarrer Lorenz.

Vielerorts fehlen Krippen- und Kindergartenplätze. Um einen Platz an der Kita überhaupt bekommen zu können, müssen Eltern ihre Kinder bereits lange vor der Geburt anmelden. „Wer sein Kind kurz nach der Entbindung in einer Krippe anmeldet, landet auf einer sehr langen Warteliste“, sagt Heimann. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht und fällt mit einer guten Kinderbetreuung vor Ort. Wer hier den Rotstift ansetzt, riskiert zwangsläufig die Abwanderung von Familien in andere Kommunen. Nur ein Land, das die Wünsche der Familien im Blick hat, hat Zukunft um zu wachsen und nicht von der demographischen Entwicklung überrollt zu werden.“

Die Brandenburger Kitas stehen vor existenziellen Sorgen. Es fehlt an der politischen Prioritätensetzung. „Eine Reform des Brandenburger Kitagesetzes liegt zwar nicht mehr auf Eis. Das Ministerium möchte sich aber erst einmal um den Datenschutz in Kitas kümmern. Das ist für die Kitas in Brandenburg eine Problemlösung in Zeitlupentempo“, so der DFV-Bundesgeschäftsführer.

Das Land Brandenburg hat inzwischen die drängenden Probleme in den Blick genommen und die Ausbildungskapazitäten für Erzieherinnen auf 5.000 Plätze erhöht. Auch ein flexibles Kita-Personalrecht soll den Fachkräftemangel abmildern. Zukünftig dürfen Kitas Ergänzungskräfte einstellen, also Bewerber mit anderen Qualifikationen oder die sich in Ausbildung befinden. Ihnen wird jedoch nicht die alleinige Verantwortung für die Kinderbetreuung übertragen werden dürfen. Die Gewerkschaften kritisieren die Änderung des Personalrechts und sprechen von einer Entprofessionalisierung des Erzieherinnenberufes.

Weitere Informationen:

Bündnis „Kita-Kollaps“: https://www.kitakollaps.de/

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