In Brandenburg fehlen Mediziner, das Grundrecht auf gute und flächendeckende gesundheitliche Versorgung ist absehbar gefährdet. Eine Podiumsdiskussion des Deutschen Familienverbandes, Landesverband Brandenburg, und des CDU-Stadtverbandes Eberswalde zeigt den Missstand auf und weist auf Lösungswege hin

Bei der ärztlichen Versorgung steht Brandenburg im deutschlandweiten Vergleich am Ende der Skala. Im Durchschnitt muss hier ein Arzt knapp 250 Menschen versorgen. In Berlin hingegen hat eine Medizinerin oder ein Mediziner deutlich weniger Patienten, nämlich knapp 150. Die niedrige Ärztedichte hat weitreichende Folgen, wie die Diskussion am 25. Mai im Bürgerbildungszentrum Eberswalde darlegte. Das vierköpfige Podium führte Überbelastung in den Arztpraxen und lange Terminwartezeiten für Patienten als Beispiele auf. Letztlich verschlechtert sich die Qualität der medizinischen Versorgung.

Die Diskutanten, die Ärzteschaft, Wohlfahrt und Politik vertraten, sahen auch gesellschaftliche Konsequenzen als Folge des Ärztemangels. Schon jetzt nehmen Patienten oft lange Strecken zur nächstgelegenen Arztpraxis in Kauf oder wenden sich direkt an einen Privatmediziner. Das ist jedoch keine Lösung und befördert die soziale Spaltung, wenn wenig mobile Patienten oder solche mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten außen vor bleiben. Eine gute und flächendeckende medizinische Versorgung ist ein Grundrecht, das für jeden unabhängig vom Wohnort oder sozialen Status gilt.

v.l.n.r: Gastgeber Danko Jur (CDU-Stadtverband Eberswalde), Diskutant PD Dr. Dr. Meikel Vesper (Werner Forßmann Klinikum Eberswalde), Gastgeber Jörn Voß (Deutscher Familienverband, Landesverband Brandenburg), Diskutantin Roswitha Schier (Mitglied des Brandenburgischen Landtags, Mitglied des Gesundheitsausschusses), Diskutant Norman Gloede-Schönecke (Deutsches Rotes Kreuz Niederbarnim), Diskutant Dr. Amin Ballouz (selbständiger Landarzt) sowie Moderator Sebastian Heimann (Deutscher Familienverband, Bundesverband)

Demografische Krise trifft auch Gesundheitssystem

Die Diskussion verdeutlichte, dass eine wesentliche Ursache des Ärztemangels die demografische Krise ist. Den älteren Medizinern, die sich kurz vor dem Ruhestand befinden, steht nur eine begrenzte und fortwährend abnehmende Anzahl junger Ärztinnen und Ärzte gegenüber, die Praxen auf dem Land übernehmen oder gar neue aufbauen wollen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung junge Medizinerinnen und Mediziner zu ermutigen, ihre Karrieren im ländlichen Brandenburg zu beginnen, fortzusetzen und im besten Fall dort auch eigene Familien zu begründen.

Bei der Überwindung des Ärztemangels und für eine gute medizinische Versorgung spielen die Förderung der medizinischen Ausbildung und die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für junge Ärzte eine Schlüsselrolle. Dies könnte nach Auffassung des Podiums durch Stipendien, finanzielle Anreize und eine gezielte regionale Werbung durch Landrätinnen sowie Bürgermeister erreicht werden. Die Zuhörer befanden, dass nicht nur die Politik entschlossen gegen den Ärztemangel vorgehen muss, sondern auch die Kassenärztlichen Vereinigungen in einer Handlungsschuld stehen. Sie dürfen den „Schwarzen Peter“ nicht ständig den politischen Akteuren im Landtag zuschieben.

Die Podiumsteilnehmer betonten auch die Bedeutung von Kooperationen zwischen Kliniken, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen, um Synergien zu schaffen und die Effizienz der Ressourcennutzung zu verbessern. Telemedizinische Lösungen – sprich Video-Sprechstunden – könnten helfen, den Zugang zur ärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern und Patienten medizinische Beratung aus der Ferne anbieten – sofern die Internet-Infrastruktur dafür in außerstädtischen Räumen überhaupt hinreichend vorhanden ist.

„Der Ärztemangel in Brandenburg ist besorgniserregend“, sagte Danko Jur, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Eberswalde. „Unsere Podiumsdiskussion hat deutlich gemacht, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die medizinische Versorgung in der Region zu erhalten und zu verbessern. Die Politik muss mit den relevanten Akteuren Hand in Hand handeln, damit wir in Zukunft eine gute und verlässliche medizinische Infrastruktur für alle Bürger haben, ob jung oder alt. Ob in der Stadt oder entfernt auf dem Lande.“

Jörn Voß, Geschäftsführer des Deutschen Familienverbandes, Landesverband Brandenburg, bilanzierte: „Ohne eine vernünftige Familienpolitik ist keine zukunftsorientierte Gesundheitspolitik zu machen. Nur durch eine koordinierte und umfassende politische Herangehensweise kann Brandenburg dem drohenden sozialen Gefälle und der ärztlichen Unterversorgung entgegenwirken und sicherstellen, dass alle Familien den gleichen Zugang zu qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung haben.“

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