Eva Kus ist Yogalehrerin. Im Interview erklärt sie, warum Yoga der ganzen Familie gut tut.

Eva, wie bist du zum Yoga gekommen?

Ich habe vor 15 Jahren während des Studiums damit angefangen. Ich wollte einen Ausgleich zu den Anforderungen des Uni-Lebens. Beim Yoga bin ich fündig geworden. Für mich ist Yoga mehr als nur eine Sportart. Denn es beinhaltet Meditation, Atemübungen, Konzentration – auch dein Verhalten zu anderen Menschen kann es beeinflussen. Yoga ist eine Lebensart.

Das hat mich letztendlich auch dazu gebracht, nach Indien zu reisen und einen Kurs zu machen, mit dem ich selber Yoga lehren kann.

Erzähl bitte ein bisschen über diesen Kurs.

Ich habe in Rishikesh, einem Zentrum für Yoga im Norden von Indien, gelernt. Du musst es dir als 24-Stunden-Intensivkurs über mehrere Wochen vorstellen. Um fünf Uhr in der Früh ging es los. Die Ausbildung beinhaltete sowohl körperliche Übungen, als auch Einblicke in die Philosophie des Yoga. Es gab Schulungen in Anatomie und Meditation. Außerdem lag ein Schwerpunkt auf der korrekten Ausführung der Yoga-Positionen, dem sogenannten alignment. All dies mit unterschiedlichen Lehrern.

Mir war es wichtig, diesen Kurs in Indien zu machen, weil ich voll in die Yogakultur eintauchen wollte. Yoga gehört ganz selbstverständlich zur indischen Gesellschaft, auch wenn es bei Weitem nicht von allen Menschen dort praktiziert wird.

Jetzt bist du Yogalehrerin in Berlin mit der Ausrichtung Ashtanga-Vinyasa.

Ja, ich habe vor einigen Monaten begonnen zu unterrichten. Vinyasa ist ein dynamischer Yoga-Stil, bei dem der Übergang von einer Körperhaltung in die andere fließend ist. Der Fokus liegt auf der Bewegung und auf dem Atem. Vinyasa ist aus dem bei uns bekannteren Hatha-Yoga entstanden und war wiederum Grundlage für das amerikanische Power-Yoga.

Prinzipiell ist Yoga nicht einfach, die Körperübungen sind für viele Menschen ungewohnt. Am ähnlichsten ist vielleicht noch das Pilates.

Hatha-, Vinyasa- und Power-Yoga, wie finde ich mich da zurecht? Was ist die richtige Form für mich?

Zuerst einmal kannst du dich fragen, was dir gut tun würde. Geht es dir darum Arbeitsstress zu kompensieren, ist eine Yogaform mit meditativer Ausrichtung vielleicht das Richtige für dich. Steht dagegen der sportliche Aspekt für dich im Vordergrund, kann Power-Yoga die richtige Wahl sein. Am besten ist, es auszuprobieren. Die Bandbreite an Yogaformen ist groß, da ist für jeden etwas dabei.

Hat man einen passenden Kurs gefunden, ist es ratsam dranzubleiben. Die Wirkung zeigt sich nicht sofort, sondern mit der Wiederholung. Getreu dem Motto: Der Weg ist das Ziel. 

Wie können Familien von Yoga profitieren?

Yoga fördert die Gesundheit und steigert die Fitness – das ist auch für Familien wichtig. Der Markt passt sich den verschiedenen Gruppen von Personen an: Es gibt unter anderem Yoga für Schwangere, Senioren-Yoga, Yoga für Jugendliche und auch Familien-Yoga.

Beim Familien-Yoga gehen Eltern und Kinder gemeinsam zum Unterricht, wobei die Übungen für die Kleinen kindgerecht aufbereitet sind. Diese spezielle Form des Yoga muss es aber nicht unbedingt sein. Ich finde vielmehr wichtig, Kindern das Bewusstsein näherzubringen, dass Sport, Bewegung und Achtsamkeit gut sind. Die älteren Familienmitglieder sind dabei Vorbilder.

Manchmal reicht es auch, dass eine oder einer aus der Familie überhaupt mit Sport oder eben Yoga anfängt. Das zieht die anderen mit. Nicht zuletzt ist es toll, auf diese Art Zeit miteinander zu verbringen. Das stärkt den Zusammenhalt und das Vertrauen zueinander.

Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Nutzen von Yoga für die ältere Generation. Oft traut sich diese nämlich altersbedingt weniger zu. Leichte Übungen genügen. Mit meinem Großvater, der 101 Jahre alt ist, habe ich probeweise einfache Armbewegungen gemacht. Das regt den Kreislauf an, stärkt das Gleichgewichtssystem und macht insgesamt beweglicher. Das gibt Selbstvertrauen.

Du sagtest am Anfang, dass Yoga das Verhalten zu den Mitmenschen beeinflussen kann. Wie hast du das gemeint?

Innerhalb aber auch außerhalb der Familie kommt es zu anstrengenden Situationen. Da kann Yoga einen Ausgleich bieten. Yoga ist Balance und Achtsamkeit in allem. Einfach gesagt: Indem du den guten Umgang mit dir selbst schulst, gehst du auch aufmerksamer mit deiner Umgebung um. Bei mir hat es ein größeres Bewusstsein für die Umwelt bewirkt.

Die positive Wirkung von Yoga auf Körper und Psyche haben auch die Krankenkassen entdeckt. Sie unterstützen Yogakurse mittlerweile.

Ist es überhaupt notwendig, einen Kurs zu besuchen, im Netz gibt es eine Menge Videos?

Tatsächlich ist Yoga nicht kostspielig und kann nach einer guten Einführung auch von zu Hause aus weitergeführt werden. Videos können einen dabei unterstützen. Bei Anfängern sind Kurse aber die bessere Wahl. Der Unterricht bei einem Lehrer hat den Vorteil, dass er auf dich persönlich eingeht, Details erklärt und Fehler korrigiert. Das hält auch die Gefahr von Verletzungen gering.

Ein Kurs ist möglicherweise auch intensiver als das Training zu Hause, weil es keine Ablenkungen durch Handy oder andere Dinge gibt. Ich kann Yoga nur wärmstens empfehlen – und zwar allen. Denn es ist erstaunlich, was es Neues für einen bereithalten und wie es einen zum Positiven verändern kann.

Eva, vielen Dank für das Gespräch.

Pure Yoga von Eva Kus ist bei Facebook zu finden.

Dem DFV auf Facebook folgen