„Im Gespräch mit Experten“ heißt ein Format der Bundestagsabgeordneten Katja Adler (FDP) in den Sozialen Netzwerken. Dort stellt sie Sachkundigen Fragen zu spezifischen Themen. Sebastian Heimann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Familienverbandes (DFV), antwortete zum Thema Familienrecht. Hier die Fragen und Antworten
1. Was erwarten Sie von der Reform des Familienrechts?
In unserer Gesellschaft gibt es viele Formen des gewünschten Zusammenlebens, oftmals verbunden mit einem Kinderwunsch. Eine Reform des Familienrechts muss in erster Linie Rechtsklarheit und faire Regeln für alle schaffen. Gleichzeitig muss sich eine Reform am Verfassungsauftrag des Schutzes von Ehe und Familie messen. Nur in diesem Zusammenspiel kann es eine gute Reform des Familienrechts geben.
2. Welche drängenden Fragen des Sorge- und Umgangsrechts muss die Reform des Familienrechts beantworten?
Wenn sich ein Paar trennt, stellt sich sofort die Frage nach dem Kind: Wer betreut es? Wer zahlt was? Das bisherige Sorge- und Umgangsrecht ist veraltet und benachteiligt Väter. Das Prinzip „Mama betreut, Papa zahlt“ ist antiquiert und entspricht nicht dem Bedürfnis von Müttern und Vätern nach einer gleichberechtigten Betreuung. Das Wechselmodell ist hier der Schlüssel zu einer guten Reform.
3. Wie muss ein modernes Unterhaltsrecht aussehen?
Ein modernes Unterhaltsrecht knüpft an das Bedürfnis der Eltern nach der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder. Wer sich zeitlich intensiv um sein Kind kümmert, muss folgerichtig von Unterhaltszahlungen entlastet werden. Wir müssen weg vom veralteten Prinzip, dass Väter zahlen und Mütter betreuen. Das hat weder mit Gleichberechtigung noch mit Selbstverantwortung zu tun.
4. Wie können insbesondere Kinder von der Reform des Familienrechts profitieren?
Eines ist klar: Jede Änderung des Sorge-, Umgangs- und Adoptionsrechts muss sich an dem Maßstab des Kindeswohls orientieren. Reformen müssen darauf ausgerichtet sein, bestehende Problemlagen zu lösen und keine neuen Herausforderungen für die Justiz und vor allem für Familien zu schaffen. Diesen Blick braucht es im Gesetzgebungsverfahren, aber auch in der Evaluation der Gesetze.
5. Welche besonderen Bedürfnisse haben Trennungskinder?
Eine Trennung ist für Kinder traumatisch: Verliere ich Mama und Papa? Bin ich schuld, dass sich meine Eltern trennen? Angst, Unsicherheit, Trauer herrschen vor. Wichtig ist in dieser Situation: Kinder brauchen Liebe, Stabilität und die felsenfeste Klarheit, dass Mama und Papa weiterhin für ihr Kind da sein werden. Vieles wird sich ändern, aber nicht die Liebe zum eigenen Kind.
6. Wie sieht der optimale Betreuungsansatz bei Trennungskindern aus?
Insbesondere bei Trennungsfamilien kann ein neues Familienrecht zu einer besseren, rechtssicheren und konfliktfreieren Betreuung führen. Denn von Anfang an wissen beide Elternteile, was sie im Falle einer Trennung und in Bezug auf ihr Kind zu erwarten haben. Als Leitmodell ist das Wechselmodell daher der richtige Ansatz. Natürlich steht es den Eltern frei, etwas anderes zu vereinbaren, sofern es für das Kind die beste Lösung ist.
7. Welche Vorteile hat das Wechselmodell für Kind und Trennungseltern?
Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat sich vor knapp 10 Jahren einstimmig für das Wechselmodell ausgesprochen. Auch die Kinderrechtskonvention gibt dem Kind in Art. 9 und 18 einen Anspruch auf Umgang mit beiden Eltern. Gerade das Wechselmodell wird diesem Anspruch gerecht. Es wird endlich Zeit, das Wechselmodell zum Regelmodell zu machen.
8. Was ist Ihr besonderer Wunsch an die Politik?
Ohne Familie ist kein Staat zu machen. So schlicht und einfach lässt sich Familienpolitik begreifen. Geht es den Familien gut, geht es auch dem Staat gut. D.h., jede Familienpolitik muss sich an den Bedürfnissen von Eltern und ihren Kinder orientieren – und nicht an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes oder an ideologischen Vorgaben, wie Familie zu sein und zu funktionieren hat.
Katja Adler bei Facebook: https://www.facebook.com/katjadler
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