Zum 3. Oktober 2020 erinnert der Deutsche Familienverband an die Anfänge der gesamtdeutschen Familienpolitik und die Gründung seiner ostdeutschen Landesverbände.
(Berlin). Die Deutsche Einheit hat die Familienpolitik nachhaltig geprägt. Mit der friedlichen Revolution trafen nicht nur unterschiedliche Lebenswirklichkeiten zusammen, sondern auch sehr unterschiedliche Auffassungen von Familie und Partnerschaft. „Es war nicht leicht, die verschiedenen Ausgangssituationen zu vereinen und eine gesamtdeutsche Familienpolitik zu schaffen – möglichst stimmig für Familien aus dem Osten und aus dem Westen“, sagt Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbands (DFV).
Durch die Wiedervereinigung kam Bewegung in familienpolitisch relevante Bereiche wie das Familienrecht oder die Rente sowie ganz besonders in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Der Einigungsvertrag hat die Entwicklung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf festgeschrieben. Mit der Trias aus Erziehungsurlaub, Erziehungsgeld und Erziehungszeit hatte die alte Bundesrepublik bereits entscheidende Schritte getan. Gewisse Schubkraft erzeugte jedoch die Tatsache, dass die Vereinbarkeit für ostdeutsche Frauen als selbstverständlich galt“, so Zeh.
Die DDR hatte ideologisch und wirtschaftlich bedingt von Anfang an auf die volle Erwerbstätigkeit von Frauen, also auch Müttern, gesetzt. Einerseits konnte die DDR es sich nicht leisten, auf die Arbeitskraft der Frauen zu verzichten. Anderseits sollte in der gesamten Erziehung das sogenannte sozialistische Menschenbild verwirklicht werden.
DFV: Gelebte Einheit!
Dreißig Jahre später ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein zentraler Bereich familienpolitischer Bestrebungen und der DFV ein großer, gesamtdeutscher Verein mit starken Landesverbänden auch in den sogenannten neuen Bundesländern. Für den ostdeutschen Verbandspräsidenten, der Teil der Bürgerbewegung des Demokratischen Aufbruchs war, ist der DFV Ausdruck gelebter Einheit von Ost und West. „Die friedliche Revolution hat dem Verband neues Leben gegeben und ihn für die Zukunft gestärkt. Der 3. Oktober ist daher auch ein denkwürdiges Datum in der Verbandsgeschichte des DFV“, sagt Zeh.
Heute setzt sich der Verband für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, bei der das Wohl der Kinder und die Wünsche der Eltern im Vordergrund stehen. „Familienpolitik darf nicht dafür genutzt werden, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu befriedigen. Eher muss es umgekehrt sein, der Arbeitsmarkt muss sich an den Bedürfnissen von Familien orientieren“, so Zeh. Dazu gehört der Wunsch von Eltern, Zeit für die Familie zu haben.
Es dürfen nicht nur mehr Kitas und längere Öffnungszeiten gefördert werden, auch die Kinderbetreuung durch die Eltern braucht Unterstützung in Form eines Betreuungsbudgets. So ist die Wahlfreiheit für Eltern gesichert, denn gerade bei Kindern unter drei Jahren wollen Eltern oft selbst da sein. Auch den geplanten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder sieht der DFV kritisch. „Eltern benötigen Unterstützung bei der Betreuung von Grundschulkindern. Ohne verbindliche Qualitätsstandards geht es aber nicht. Unter überlastetem Personal leiden letztendlich die Kinder“, sagt Zeh.
Klaus Zeh ist seit 2011 Präsident des DFV, seit 1989 ist er politisch aktiv. Unter anderem war Zeh stellvertretender Vorsitzender des Demokratischen Aufbruchs und Familienminister im Freistaat Thüringen. Zeh hat zwei Kinder und lebt in Nordhausen (Thüringen).
Weiterführende Informationen
DFV-Broschüre: Familienpolitik – Weiterentwicklung seit der Wende