Katja Adler ist seit der Bundestagswahl 2021 Abgeordnete der FDP und dabei u.a. ordentliches Mitglied des Familienausschusses und stellvertretendes Mitglied der Kinderkommission. Sie schloss 1995 als Diplom-Verwaltungswirtin an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Bernau (Brandenburg) ab und studierte später nebenberuflich Soziale Verhaltenswissenschaft. Hauptberuflich arbeitete sie in mehreren Ministerien. Katja Adler ist auf Twitter zu finden.
1. Was ist der signifikante Unterschied zwischen dem klassischen Mobbing und Cyber-Mobbing?
Sowohl Mobbing im realen Leben als auch im digitalen Raum ist ein gesellschaftliches Problem, das dringend zurückgedrängt werden muss. Beide Formen können bei den Betroffenen schwere psychische Folgen haben. Während das klassische Mobbing zumeist sichtbarer ist und häufiger das Umfeld eingreifen kann, findet das Cyber-Mobbing in einem anonymen, digitalen Raum statt. Viele nehmen diesen zudem noch als rechtsfrei wahr. Im Schutze möglicher Anonymität wird – sinnbildlich von der Couch aus – beleidigt, belästigt, bloßgestellt oder schikaniert. Die Hemmschwelle sinkt bei gesteigerter Wirksamkeit. Es muss allen klar sein, dass Cyber-Mobbing genauso strafbar ist, wie klassisches Mobbing. Beide Formen gilt es zu benennen und anzuzeigen.
2. Was würde aus Ihrer Sicht dazu beitragen, Cyber-Mobbing effektiver zu verhindern?
Kinder und Jugendliche sind weit mehr als 70 Stunden pro Woche im digitalen Raum unterwegs – sie wachsen damit auf. Angesichts dieser Tatsache sollten Eltern ihre Kinder unbedingt auf die Gefahren des Internets hinweisen und für das Thema „Cyber-Mobbing“ sensibilisieren. Dazu gehört auch, dass Eltern die Nutzung gewisser Apps (z.B. Soziale Netzwerke) einschränken. Ebenso muss der Anmeldeprozess von Anbieterseite erschwert werden. Zudem könnte bei Kindern und Jugendlichen noch stärker darauf geachtet werden, dass ihnen die ersten Handys und Tablets erst ab einem bestimmten Alter zur Verfügung stehen. Dazu könnten flankierend die Infoangebote für Eltern von Kindern im Kindergartenalter ausgeweitet und Unterrichtsinhalte an Schulen zum sicheren Umgang mit dem Internet ausgelegt werden.
3. Würden härtere Strafen für Täter eine abschreckendere Wirkung entfalten und damit die Anzahl der Cyber-Mobbing-Fälle verringern?
Cyber-Mobbing ist bis heute kein eigener Straftatbestand. Allerdings gibt es schon jetzt eine breite Auswahl an Gesetzen, die Straftaten im digitalen Raum sanktionieren und ahnden können. Ein tiefergehenderes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für Cyber-Mobbing könnte eine abschreckende Wirkung entfalten. Die Dunkelziffer der Cyber-Mobbingfälle ist als sehr hoch einzuschätzen. Bis heute öffnen sich Betroffene erst Monate oder Jahre später, um über ihr Leid durch Cyber-Mobbing zu sprechen. Ich unterstütze Bundesjustizminister Marco Buschmann, der sich für europaweite Regelungen für Soziale Netzwerke einsetzt. Eine geschlossene europäische Stimme von 27 Mitgliederstaaten hat einen größeren Einfluss auf die Netzwerke und Betreiber, als wenn jedes Land seine eigene Strategie umsetzt.
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